In der zweiten Förderphase lag der Fokus auf der Kooperation der Kommunen mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Es hat ein Reallabor stattgefunden, in dem neue Ideen und Konzepte mit Bezug zum Thema nachhaltige Mobilität erprobt wurden. Das Reallabor des Projekts bestand dabei aus fünf Workshops, die sich mit verschiedenen Themen nachhaltiger Mobilität auseinandergesetzt haben. Die Mitarbeit der Bürgerinnen und Bürger war dafür sehr wichtig.
Workshop 1: On-Demand-Verkehr
Der erste Workshop des Reallabors von MobilCharta5 hat sich thematisch mit On-Demand-Verkehr auseinandergesetzt. Da in Neunkirchen-Seelscheid mit dem Rhesi bereits ein On-Demand-Verkehr erprobt wurde, lag es nahe, dieses Angebot im ersten Workshop genauer zu untersuchen und mit den Angeboten des Berghüpfers und Bürgerbus zu vergleichen. Ein besonderer Fokus lag auf der Nutzungsgruppe Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 18 Jahren. Voraussetzung für die Teilnahme war, dass die Kinder und Jugendlichen in Neunkirchen-Seelscheid wohnten oder zur Schule gingen.
Fragestellung: Wie nutzen Kinder und Jugendliche in Neunkirchen-Seelscheid den Rhesi, Berghüpfer und Bürgerbus?
Methode: Um die Nutzungsweisen der Kinder und Jugendlichen zu untersuchen, wurden Tagebuchstudien und Interviews mit den Teilnehmenden geführt. Die Tagebuchstudie fand in drei Phasen statt. Jede Phase lag in einer anderen Jahreszeit, um verschiedene Witterungen und Veränderungen über längere Zeiträume ebenfalls zu erfassen.
Zeitraum: 10/2022 – 01/2024
Workshop 2: Einbindung privater Organisationsformen
Die Möglichkeiten der Einbindung privater Organisationsformen sind vielfältig. Für den zweiten Workshop haben wir uns für einen Fokus auf die Bürgerbusse in der Projektregion entschieden. Es gibt in der Projektregion vier Bürgerbusorganisationen, die mit hohem ehrenamtlichen Engagement zur Mobilität beitragen.
Geplant waren für dieses Format Interviews mit den Betreibenden der Bürgerbusse und gemeinsame Treffen mit den Bürgerbus-Organisationen der Region. Ziel der Interviews war es, einen Überblick über die Wünsche und Herausforderungen der Bürgerbusse zu bekommen. Durch die gemeinsamen Treffen sollte eine Vernetzung in der Region und die Entwicklung einer gemeinsamen Strategie erprobt werden.
Fragestellung: Die Fragestellung sollte hier vorweggenommen werden. Ziel war es, eine Fragestellung mit den Vorsitzenden und Betreibenden der Bürgerbusse gemeinsam zu entwickeln.
Methode: Über Interviews mit den Betreibenden der Bürgerbusse wollten wir erfahren, welche Herausforderungen die Betreibenden selbst in der täglichen Umsetzung ihres Angebotes sehen. In gemeinsamen Treffen sollten zusätzlich in verschiedenen interaktiven Formaten Vorschläge und gemeinsamen Lösungsansätze entwickelt werden.
Zeitraum: 01/2023 – 05/2023
Workshop 3: Verbesserter ÖPNV
Der dritte Workshop des Reallabors von MobilCharta5 behandelte thematisch Möglichkeiten zur Verbesserung des ÖPNV. Das Projektteam der Stadt Overath hat gemeinsam mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg zu diesem Zweck eine interaktive Mobilitätskarte entwickelt, welche sich insbesondere an die Bedürfnisse und Anforderungen ländlicher Kommunen richtete. Ziel der Karte war es, Angebote nachhaltiger Mobilität für Bürgerinnen und Bürger gesammelt darzustellen und somit den Zugriff auf die Angebote zu erleichtern.
Fragestellung: Wie können nachhaltige Mobilitätsangebote in ländlichen Kommunen an Bürgerinnen und Bürger kommuniziert und von Seiten der Kommunen langfristig gepflegt werden?
Methode: Zur Evaluation wurden mit Vertretern der verschiedenen Nutzergruppen Tests unter Verwendung des Think-Aloud-Protokolls durchgeführt. Hierbei wurden Aufgaben für die Testpersonen vorbereitet, die unter zur Hilfenahme der Software bearbeitet werden sollten. Die Testpersonen wurden aufgefordert, bei der Bearbeitung ihre Gedanken, Emotionen und Eindrücke laut zu artikulieren. Auf Grundlage der Auswertung wurden Verbesserungspotenziale für die Software analysiert.
Zeitraum: 03/2022 – 02/2024
Workshop 4: Muskelbasierte Mobilität
Der vierte Workshop des Reallabors von MobilCharta5 setzte sich thematisch mit der Schaffung von Radwegeinfrastruktur im ländlichen Raum auseinander. Denn die Schaffung von Radweginfrastruktur im ländlichen Raum ist für Kommunen komplex und kostenaufwendig. Ziel des Workshops war es, mögliche Problemfelder und damit Umsetzungsschwierigkeiten aus der Perspektive der an Planung und Umsetzung beteiligten Stakeholder zu ermitteln, prototypische Lösungsansätze zu entwickeln und damit den Ausbau der Radweginfrastruktur zu erleichtern. Der Workshop wurde durch das Büro Fair Spaces durchgeführt.
Fragestellung: Wo liegen für kommunale Stakeholder der Schaffung von Radwegeinfrastruktur Problemfelder und Umsetzungsschwierigkeiten und was sind Schritte, um diese Hemmnisse zu überwinden?
Methode: In dem Workshop wurden mit Mobilitätsmanagerinnen und Mobilitätsmanagern Expertinnen-Interviews geführt, um die genannte Fragestellung zu bearbeiten. Diese Interviews wurden ausgewertet und mögliche Lösungsansätze erarbeitet. Diese Lösungsansätze wurden mit den Stakeholdern in Fokusgruppeninterviews wiederum auf ihre Machbarkeit überprüft und diskutiert.
Zeitraum: 03/2024 – 09/2024
Workshop 5: Geteilte Mobilität
Der fünfte Workshop des Reallabors von MobilCharta5 setzte sich thematisch mit Bikesharing-Angeboten in Overath auseinander. Da es im gesamten Projektgebiet bereits Bikesharing-Angebote gibt, war es naheliegend, dieses Angebot in diesem Workshop genauer zu untersuchen. Ein besonderer Fokus lag auf Nutzenden über 60 Jahren. Diese Nutzungsgruppe stellt damit ein Pendant zu der Studie mit Kindern und Jugendlichen dar (siehe Workshop 1). Zusätzlich war uns ein Fokus, der auf einer großen Bevölkerungsgruppe liegt, die in den Digitalisierungsprozessen schnell vergessen werden kann, ein großes Anliegen.
Fragestellung: Welche Hemmnisse und Potenziale haben Menschen über 60 bei der Nutzung der Bikesharing-Angebote in Overath?
Methode: Um die Nutzungsweisen der Menschen über 60 Jahren zu untersuchen, wird eine begleitete Nutzung der App und der e-Bikes mit anschließendem Interview geführt. Neben der Ausleihe über die App und die Testung der Fahrräder wurde auch die Registrierung, Preisgestaltung und Bezahlung mit den Nutzenden getestet und diskutiert.
Zeitraum: 12/2023 – 08/2024
Zweite Haushaltsbefragung
Die zweite Haushaltsbefragung zur Mobilität diente der Aktualisierung und Fortschreibung der städtischen Verkehrsdaten zur Verbesserung der Datengrundlage für die zukünftige Mobilitätsplanung der beteiligten Kommunen. Ziel war es, sowohl Informationen über das Nutzungsverhalten, als auch konkrete Verbesserungsvorschläge und Anregungen aus der Bevölkerung zu sammeln und auszuwerten. Die Befragung wurde im Juni 2024 durchgeführt.
Zeitraum: 03/2024 – 10/2024